Größe: 9 Hektar
Lage: Süd/ Südwest
Mengen: 35.000 Flaschen/ Jahr
Export: China, Cuba, EU (Fachhandel)
Preise ca.: Rot 2001 – 26€, Weiß 2011 – 25€, Rosé 2014 – 17€
Onlineshop direkt: ./.
(Stand 2016)
PS: Ab 2018 dürfen wir uns auf den Clos Elia von Bruno Lust und seiner Frau freuen.
Château de Crémat damals und heute
Emotion – Passion – Tradition
Heute
Wir befinden uns über den Dächern von Nizza. Es ist merkwürdig still hier oben, wie windstill, doch es weht ein Lüftchen; geheimnisvoll und leise. Wir sehen Autos wie geschäftige Ameisen wuseln, die große weiße Allianzarena prangt in der Mitte, wie eine Bienenwabe, fett und reglos, und es fühlt sich Lichtjahre entfernt an, dabei scheint sie zum Greifen nah und die Abfahrt dauert kaum 15 Minuten wenn man denn hin wollte.
Nur einige Minuten vom Stadtzentrum und dem Flughafen Nizza entfernt liegt Crémat fast genau in der Mitte zwischen Cannes und Monaco (je ca. 20km). Der Weinberg umfasst heute 9 Hektar, die sich über die Anhöhen von Crémat, Saint-Sauveur und Saguier erstrecken.
Im Herbst 2015 haben wir die Ehre zu einer professionellen Weinprobe geladen zu sein, die sich einer einzigartigen Führung durch das Château und den Keller anschließt. Die Führung übernimmt Bruno Lust persönlich, und die Leidenschaft für seinen Beruf transportiert jedes Wort und jede noch so kleine Geste.
Bei Tisch können wir anschließend dem Meinungsaustausch von top Profis aus Nizza und Cannes lauschen, uns den edlen Tropfen auf der Zunge zergehen lassen und lokale Spezialitäten genießen wie z.B. die Pissaladière (Zwiebelpizza) und die Tourte de Blette (Mangoldkuchen). Der Raum der Verkostung ist ein kleines Himmelreich, in hellblau und weiß gehalten und mit schweren Möbel in hellem Holz bestückt. Er hat eine angenehme Größe. Überhaupt hat alles hier eine angenehme Größe: Die Flaschen, die Runde, die Käseplatte, der Abstand zum Gestern und zum Morgen. Wir fühlen uns sicher und geborgen in einer Blase, aus der wir im Moment nicht schlüpfen möchten und die in aller Ruhe über der angestrengten, hastigen Glitzerwelt schwebt.
Na lasst sie doch, da unten.
hastig, [has|tig], Adjektiv – etwas in Eile erledigen, zu schnell + Verb (machen, gehen, sprechen, essen etc.)
prangen, [ˈpraŋən], pran|gen, prangen, Verb – nicht zu übersehen, in voller Schönheit vorhanden sein, dominantes Schmuckstuck, blühen, prunken, strotzen, prahlen. Dezent negativ behaftet mit einem latenten Vorwurf des Übertreibens.
Merkwürdige Vokabeln flatterten durch den Raum, immer wieder war die Rede von Pudding, und auch wenn ich verstand was man sagte, verstand ich eigentlich kein Wort. Pudding? Oui, poudingue. So die korrekte Bezeichnung für den ortstypischen Boden, der eine Art Schichtkuchen aus Sand und Steinen ist. Diesem Grund und der einzigartigen Luftbewegungen verdankt das kleine AOC-Gebiet Bellet seinen guten Wein. Die Steine sind jene, die Sie auch am Strand von Nizza finden; Steinstrand.
Bruno Lust freut sich, dass wir den Begriff amüsant finden und das macht ihn gleich noch sympathischer — man darf wohl davon ausgehen, dass er diese Reaktion öfters erlebt. Als Besucher erfährt man bei einer Führung durch das Château de Crémat, das übrigens auf keinen Fall mit dem Château de Bellet zu verwechseln ist, viele spannende Dinge und wenn Sie jemals in der Nähe von Nizza sein sollten, müssen Sie sich einfach die Zeit für eine Weinprobe im Château de Crémat nehmen. Die Stimmung auf Bellet ist mit Worten nicht ausreichend zu beschreiben, es bedarf mehrerer Sinne, um selbst sich ein echtes Bild zu machen.
Damals
Obwohl das Château de Crémat noch recht jung ist, hat es eine aufregende Geschichte hinter sich, die sich überall erspüren und sehen lässt und eng mit jener des Weinbaugebiets Bellet verknüpft ist.
Besitzer des Château
1906 erbaut der Weinhändler Antoine Mari das Château auf dem Gebiet der „Li Plana die Mari“, Überresten eines römischen Lagers mit unterirdische Höhlungen. Die zwei gewölbten Keller, deren Tiefe 4 bis 10 Meter erreicht und die heute die Weinkeller des Château sind, wurden vor Urzeiten zur Lagerung von Oliven und Wein errichtet und gehören zu den schönsten der Region.
1923 erwirbt Irène Bretz, wohlhabende Aktionärin der amerikanischen Eisenbahngesellschaft, das Château und beginnt mit dem Ausbau des Anwesens, um es für größere Empfänge nutzen zu können wie sie es bereits als Besitzerin des Hotel Negresco getan hat. Für den Ausbau beauftragt sie das renommierte Architektenbüro Dalmas, das mit dem Bau der großen Hotels der Belle Époque betraut war (Carlton in Cannes). Im legendären Négresco in Nizza empfing Madame Bretz all jene, die an der Côte d’Azur etwas galten. Bei diesen Veranstaltungen war auch Coco Chanel anwesend und man munkelt, dass sie sich von den Initialen des Château de Crémat, den verschlungenen 2 C, zum Markenzeichen für ihr Modehaus inspirieren ließ.
Appelation d’origine controlé – AOC BELLET
Dem Chateau de Crémat verdankt Bellet die AOC-Klassifikation, denn: Ende der 1930er Jahre kauft Pierre Tomé das Château. Er ist Vorsitzender des Winzervereins und bringt 1941 die Nennung « appellation AOC Bellet » nach Hause.
Für die Zeit zwischen 1950 und 1980 sind die Erzählungen verwaschen. Die Gegend verwahrlost zwischendrin nahezu. 1995 übergibt Charles Bagnis, inzwischen Eigentümer des Château de Crémat, den Besitz an den Nizzaer Publizisten Jean-Pierre Pisoni. Dies ist für Bellet die „Blütezeit“. Anfang 2000 erwirbt der Niederländer Cornelis Kamerbeek die Domaine und das Château de Crémat.
Bodenqualität – natürlich währt am längsten.
Auf Bellet wachsen die Reben in Höhen von 100 bis 350 Metern auf engen Flächen, die „Restanques“ genannt werden. Dies ist ein weiteres besonderes Merkmal von Bellet. Sie strecken ihre Wurzeln in den „Poudingue“ (sprich Pudding), einem Schichtboden aus Steinen und Sand. Dieser extreme durchlässige Grund ist für den Weinbau ideal geeignet.
Die Anpflanzung wird händisch vorgenommen, was nicht allein der zum Teil sehr steilen Hanglage geschuldet ist. Das Chateau de Crémat hat von jeher explizit Wert darauf gelegt, den Boden nachhaltig zu bewirtschaften. Da Mikroklima sorgt für eine natürliche Resistenz gegen Parasiten, die in diesem Klima nicht zurechtkommen. Die Weine von Bellet sind daher BIO dank Mikroklima. Auf die Klassifizierung als Biowein wurde verzichtet, da man dem Etikett für BIOweine gegenüber kritisch ist, denn lange Zeit besagte es lediglich, dass die Traube aus biologischem Anbau stammt („vin issue de la raisin bio“); in der Verarbeitung fand keine Kontrolle statt. Erst seit 2014 gilt die EU Norm, nach der auch der Keller “bio” sein muss; insofern ist nicht auszuschliessen, dass die Verbraucher jahrelang getäuscht worden sein könnten. Im Château de Crémat war und ist man sich seiner Verantwortung jederzeit bewusst und an dem Etikett nie interessiert gewesen.
Der Rote zeigt sich gehaltvoll, kräftig und leuchtend. Er hat einen würzigen Duft zwischen pfeffrig und zimtig. Nach einem Augenblick entwickeln sich Kirschnoten und der Duft roter Früchte. Sein Geschmack ist klar und frisch. Für mich der perfekte Begleiter zu allem, was man essen oder angucken kann.
Der Rosé ist lachsfarben, leuchtend und klar mit Tendenz ins orange. Wer seine Nase ans Glas hält, dem eröffnet sich ein vielschichtiges intensives Aroma, in dem auch schwarze Johannisbeere vorkommt. Geschmacklich ist er vollmundig und frisch (spritzig).
Es ist eins der beliebtesten Produkte in und aus Bellet dank seiner leuchtenden, strohgelben Farbe. Sein Aroma ist eine feinsinnige Mischung aus Teearomen und blumigen Noten, die sich nach einer Weile um Röstaromen ergänzen. Im Geschmack ist er vollmundig mit diskreter Säure.
SCEA Château de Crémat 442, Chemin de Crémat 06200 Nice, France
+33 (0) 4 92 15 12 15